Freitag, 14. März 2008

Tag 55

Ich schreibe Tag 55 seit meiner Abreise. Wow, noch nicht einmal zwei Monate. Mit dem Jahr in Cape Town im Nacken, fuehlt es sich aber an wie eine Ewigkeit. Und das ist nicht negativ gemeint.

Ich fasse kurz zusammen. Von Cape Town bin ich am 20. Januar auf eine organisierte Tour durch Namibia und Botswana gestartet. Mit ueber 20 anderen Leuten, vorwiegend Koreanern, verbrachte ich die naechsten 20 Tage in einem Overlandtruck. Wir schliefen die meiste Zeit in Zelten und kochten selbst. Meine Highlights auf dieser Tour waren die namibische Wueste mit Sossusvlei und das Okawango Delta in Botswana. In Vic Falls in Zimbabwe fing dann mein Egotrip an. Mit Wehmut schaue ich auf die Zeit in Zimbabwe zurueck. Millionen von Dollars in den Taschen... naja, man konnte praktisch nichts damit kaufen. Ein Bier kostete 8 Millionen und der Supermarkt war mehr oder weniger leer. In Zambia nahm ich den Tazara-Zug durch den dichten, menschenleeren Dschungel von Zambia und das huegelige Hinterland von Tanzania. Ich verbrachte die meiste Zeit in der Lounge und starrte aus dem Fenster, ein daemliches Grinsen auf den Lippen. Ich sah wohl aus, als waere ich auf Psychopilzen.... aber ich war einfach nur super entspannt und gluecklich. Die Ankunft in Dar es Salam war gepraegt vom Ueberfall der Musiker und dem ersten Anflug von Reisekoller. Die politischen Unruhen in Kenia bewogen mich dann dazu, dieses Land zu ueberfliegen. Damit konnte ich zwar meinen urspruenglichen Plan 'Cape to Cairo overland' nicht mehr verwirklichen, aber einer Menge Aerger aus dem Weg gehen. In Addis Abeba verbrachte ich mehr Zeit als mir lieb war. Die Visageschichten hielten mich fast eine Woche auf. Dann ging es endlich weiter Richtung Norden. Bahir Dar und Gondar waren die naechsten Stationen auf meinem Weg. Auf einem Abschnitt mit teilweise extrem schlechter Strasse - von Gondar an die Grenze - durfte ich den Luxus eines klimatisierten Land Rovers mit Musik (!) in Anspruch nehmen. Khartoum war gepraegt von wenig Kommunikation und dem Gefuehl, unsichtbar zu sein. Weiter ging die Reise mit dem Zug nach Wadi Halfa - die Wueste war zum Greifen nah! Dann ueberquerte ich mit der Faehre den ueber 500 km langen Lake Nasser und erreichte High Dam. Etwas spaeter war ich in Aswan und hatte alle Haende voll zu tun, mir die penetranten aegyptischen Haendler vom Leib zu halten. Entspannung fand ich auf einer Felukka bei Sonnenuntergang. Nachmittags verkroch ich mich im Nubischen Museum, wo wunderschoene Artefarkte in klimatisierten Raeumen praesentiert werden. Die Geschichte des Stausees war ebenfalls sehr anschaulich erklaert. Einige der spektakulaersten Tempel mussten damals vor der drohenden Flug gerettet werden. Der Zug nach Luxor dauerte nur gerade drei Stunden. Was ich da erlebt habe, ein ander Mal. Muss doch noch meinen letzten Tag in Kairo geniessen.

Ich werde am Samstag in aller Herrgottsfruehe, naemich um 2.15 Uhr mit Tui nach Muenchen fliegen. Das war mit Abstand der guenstigste Flug. Um 5.30 Uhr werde ich voraussichtlich in Muenchen landen und von da wahrscheinlich per Zug so schnell wie moeglich nach Bonaduz weiter reisen.

Ich hoffe, wir sehen uns bald.

Cheerio
Abu al-Hol (Father of Terror und aegyptischer Name der Sphynx)

Dienstag, 11. März 2008

Crazy Cairo

Cape to Cairo ist Wirklichkeit. Ich bin am Ende eines grossen Abenteuers angekommen und bin ehrlich gesagt ziemlich muede. Kairo ist mit einem hupenden Ameisenhaufen zu vergleichen. 25 Millionen tummeln sich in der groessten Metropole von Afrika und irgendwie hat es von allem zu viel. Zu viele Menschen, zu viele Autos, zu viele Marktstaende mit zu vielen der immergleichen Souvenirs usw.

Verkehr ist ein Alptraum. Die Fahrt mit dem Taxi hat mir gereicht. Danach war ich ein nervliches Frack, denn ein tragischer Unfall schien nur eine Frage der Zeit. Aber wie durch ein Wunder funktioniert der Verkehr fast stoerungsfrei hier.

Wie die Reise von Luxor nach Kairo verlief ein ander Mal. Ich bin mit ein paar Leuten hier und die wollen essen gehen. Morgen faellt die Entscheidung, wohin und wann ich weiter reise. Am wahrscheinlichsten ist ein Flug zurueck in die Schweiz innerhalb der naechsten 5 Tage. Aber ich muss mich zuerst noch genauer informieren.

Tempel von Luxor

Donnerstag, 6. März 2008

Im Land der Pharaonen

Heute bin ich in Aswan, Aegypten angekommen. Von Khartoum bin ich mit dem Wuestenzug nach Wadi Halfa gereist. Die Fahrt war eindruecklich, was aber fast mehr an den uebrigen Fahrgaesten lag. Wieder mal war ich der einziege Weisse auf dem Zug und die ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf mich. Die Sudanesi (oder Sudanesier oder Sudani) sind eines der gastfreundlichsten Voelker, das mir je begegnet sind. Es wurde mir nicht erlaubt, irgendetwas selber zu bezahlen. Die zwei Sudani und ein Aegypter in meinem Abteil luden mich zu unzaehligen Tees, Kaffees und sogar zum Abendessen ein. Die Kommunikation war wie erwartet enorm schwierg. Trotzdem hatten wir es sehr lustig. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir immer ueber das Gleiche gelacht haben. Aber egal... Die Wueste war nicht nur entlang der Strecke, sondern fand irgendwann auch im Zug statt. Da die Fenster permanent offen waren, lagerten sich Unmengen von Sand im Zug ab. Es war ein Gefuehl, wie wenn man vor einem Ventilator sitzt und jemand staendig Sand in den Windstrahl streut. Waehrend der Nacht konnten wir nur im Schichtwechsel schlafen, da es zu wenig Platz hatte zum Liegen. Nach 35 Stunden waren wir endlich am Ziel - in Wadi Halfa, am suedlichen Ende des Lake Nasser Stausees.

Wadi Halfa ist ein Kaff, das seinen einzigen Sinn darin begruendet, dass vom oertlichen Hafen die Faehre einmal pro Woche nach Aegypten faehrt. Die ganze Dorfbevoelkerung sitzt abends vor den oeffenltichen TV's und schaut sich voller Bewunderung Wrestling Videos an. In der Massenunterkunft ohne fliessend Wasser hatte ich ein Bett unmittelbar neben einem ekligen Typen mit einer Hautkrankheit. Er kratzte sich die ganze Nacht und als ich am Morgen aufwachte, hatte ich seine Hautfetzchen ueberall auf meinem Schalfsack... wie Schnee! Uaaaaaaaa... Ich hoffe, es war keine Lepra. Die Ueberfahrt mit der Faehre war dann entspannend und problemfrei. Nur bei der Ankunft in Aegypten und der damit verbundenen Passkontrolle brach das Chaos aus. Kein Wunder, denn alle Araber haben mehr oder weniger den gleichen Namen - 'Hassan', 'Achmed' oder 'Mohammed', manchmal auch Mohammed-Hassan oder Hassan-Achmed-Mohammed oder eine beliebige andere Kombination.

Jetzt bin ich in Aswan und werde morgen wohl das Nubische Museum besuchen. Abends werde ich dann wohl auf eine Sunsetcruise mit einer Felukka gehen (traditionelles Segelboot). Und am Samstag solls per Zug nach Luxor weiter gehen.

Bis dahin, Inshallah!

Sonntag, 2. März 2008

Warten, warten und nochmal warten

Ich schon wieder. Nicht, dass ihr denkt ich sei gelangweilt. Neeeeeeeeein, ich gehe mit den Australiern Abend essen und sie wollten vorher noch aufs Internet. So bin ich auch wieder hier gelandet. Paul und Jacenda sind ein echt cooles Paerchen und wir haben eine super Zeit zusammen. Ich bin echt froh, dass ich sie getroffen habe. Sei sind seit bald 8 Monaten auf der Strasse. Gestartet sind sie ebenfalls in Cape Town. Unmittelbar nach den Wahlen waren sie in Kenia und sind prompt in Aufstaende geraten. Ein wuetender Mob haette sie fast gelyncht und hat ihr Auto massiv beschaedigt. Mit Steinen und Macheten drosch der Mob auf das Auto ein und zertruemmerte die Frontscheibe. Nur mit viel Glueck gelang ihnen die Flucht ueber die Grenze nach Uganda - dabei hatten sie 10 Strassensperren zu durchbrechen. Ihrer Erlebnisse schildern sie uebrigens auf www.discoeverywhere.com. Das ist nicht die einzige Horrorstory, die ich aus Kenia gehoert habe. Ich habe keinen Zweifel, dass meine Entscheidung, Kenia zu ueberfliegen, richtig war.

Heute konnte ich mein Zugticket nach Wadi Halfa kaufen. Morgen frueh um 7 Uhr fahren wir von Khartoum Richtung Wadi Halfa ab. Der erste Klasse hat 80 Pounds gekostet, was rund 40 Dollar entspricht. Am Freitag war fast alles zu hier, da die Moslems den Sonntag am Freitag haben und am Samstag auch so etwas wie Samstag. Der Sonntag ist dann aber quasi der Montag, also alles laeuft wieder normal. Die Faehre habe ich auch schon fuer Mittwoch gebucht, sollte also nichts mehr schief gehen. Ich habe ich ein Velo ausgeliehen und bin zum Bahnhof geradelt. Habe erst an der ersten Kreuzung gemerkt, dass die Bremsen nicht funktionieren.... War ziemlich halsbrecherisch und nicht ungefaehrlich, aber schlussendlich habe ich das Ziel erreicht. Die Luftqualitaet ist auch hier katastrophal. Mein weisses Shirt war nachher braun.

Im Bahnhof sassen bereits um die 200 Maenner als ich ankam. Fuer zwei Stunden passierte nichts, ausser dass die Polizisten immer wieder die Leute auf die Plaetze weisen mussten. Wer nicht hoeren wollte, dem wurde die Anweisung mit ein paar Schlarohrschwuengen nochmal erklaert. Nach zwei Stunden wurde endlich der Schalter geoeffnet und wieder brach Chaos aus. Der Polizist entschied dann, in welcher Reihenfolge wir vortreten durften. Leider war ich am Ende der Schlange. Es dauerte nochmal rund 2 Stunden, bis ich an der Reihe war. Aber Warten gehoert zum African Experience. Im Sailing Club ist noch ein neuseelaendisches Paerchen, die schon seit einer Woche auf einen neuen Starter Motor fuer ihren Toeff warten. Ein belgisches Paerchen wartet seit ebenso langer Zeit auf ein Visum fuer Saudiarabien und das australischen Paerchen wartet staendig auf irgendetwas.

Krass, wie stark sich alles veraenderte, sobald wir die Grenze zu Sudan ueberquert hatten. Keine Farenji schreienden und Steine werfenden Kinder mehr. Die Strasse war nicht mehr bevoelkert von Ziegen, Kuehen, Eseln und Menschen, die scheinbar nicht wissen, dass auch Autos manchmal da durchfahren. Zugegeben, es gibt nicht wirklich viele Autos in Aethiopien. Eigentlich hat niemand ein Auto, denn man bezahlt angeblich nochmal das Doppelte des Kaufpreises an Steuern. Man sieht nur Taxis, Minibusse und UN-Fahrzeuge. Die Landschaft war viel gruener und abwechslungsreicher in Aethiopien. Der Sudan erinnert eigentlich mehr an eine Wueste oder die Vorstufe davon. Ueberall sieht man Tausende von Plastiksaecken und verwesende Kuehe. Das laesst sich damit erklaeren, dass die Moslems ja nur Halal-Fleisch essen. Wird also eine Kuh ueberfahren, fasst sie niemand an. Waehrend in Aethiopien die Verkehropferkuehe einfach gegessen werden. Die Strasse ist in Sudan genial, wenn man mit Aethiopien vergleicht. Allerdings nahm auch der Verkehr massiv zu. Khartoum ist echt nicht uebel. Die Menschen sind allerdings, wie gesagt, extrem gleichgueltig uns gegenueber und irgendwie auch ziemlich faul.

So weit zu meiner kurzen Laenderanalyse. Die OZ's sind endlich soweit. Gleich gehen wir Falafal essen.

Cheerio
al

Samstag, 1. März 2008

Camping in Khartoum, Sudan

Salam Aleikum !

Ich bin mittlerweile in Khartoum, Sudan angekommen und gruesse euch deshalb auf Arabisch. Hier ist alles ein wenig anders, eben arabisch. Alle Programme und Internetseiten sind auf arabisch. Ich rate mich also vor- und rueckwaerts durch die Menus. Wenn ich eine Internetadresse eingebe, erscheint der Text von rechts nach links wie im Arabischen. Es hat mich ca 1 Stunde gekostet, um dieses Internetcafe zu finden. Denn alles ist hier auf Arabisch angeschrieben und offenbar spricht niemand Englisch. Der Raum, in dem ich sitze, ist in einer Art Abbruchbude mit extrem niedriger Decke. Der Eingang war richtig versteckt und ich musste durch einige lange, stinkende Gaenge gehen, bis ich endlich hier gelandet bin. Alle Computer sind von jungen Arabern besetzt. Einige von ihnen schauen sich westliche Filme an. Ich frage mich, ob die Sudanesische Regierung diesen Laden genehmigen wuerde.

Lange ist es her, dass ich einen Blog veroeffentlicht habe. Das hat seinen Grund. Ein regierungskritischer Blog auf Blogger resp. Blogspot fuehrte dazu, dass die Seite in Aethiopien geblockt wird. Ich hatte also keinen Zugang zu meinem Blog, so lange ich in Aethiopien war. Positive ueberrascht bin ich nun, dass diese Seite im Sudan funktioniert.

Was ist geschehen seit Dar es Salam, Tanzania?

Abreise aus Tanzania - Bush kam und ich ging.
An dem Tag, an dem Bush in Dar es Salam landete, habe ich das Flugzeug nach Addis Ababa bestiegen. Ich habe mich in Dar es Salam nie richtig wohl gefuehlt. Das Wetter war extrem schwuehl und heiss, das Leben relativ teuer. Es gab nicht wirklich interessante Sehenswuerdigkeiten und ich wusste sehr bald nicht mehr, was ich tun soll. Zanzibar hat sich aus den frueher genannten Gruenden irgendwie nicht richtig angefuehlt. Mein Lieblingsstrand in Nungwi Beach wird zudem gerade von einer Baulawine erfasst. Jetzt bauen sie dort 3-stoeckige Hotels, wo vor drei Jahren nur einfache Huetten und Bungalows standen. Wieso passiert das immer dort, wo es besonders schoen ist? Danach ist es naemlich nie mehr das Gleiche. Aber das Geld lockt halt ueberall. Hinzu kam, dass ich keine wirklich coolen Leute kennen gelernt hatte, sonst haette vielleicht alles ganz anders ausgesehen. Als ich dann noch erfahren habe, dass Bush in die Stadt kommt, hielt mich nichts mehr. Ueberall hingen riesige Plakate 'Your excellency George W. Bush - Welcome in Tanzania' oder 'Welcome home George W. Bush' oder 'Thanks for your support with HIV/Aids'. Schwer zu glauben, dass Bush bei der stark muslimisch gepraegten Bevoelkerung wirklich beliebt ist. So habe ich praktisch zur gleichen Zeit Tanzania verlassen wie George angekommen ist. Auf dem Weg an den Flughafen war es fast so, als staenden die vielen Leute fuer mich am Strassenrand.

Ankunft in Addis Ababa
Nach drei Stunden Flug kam ich in Addis an. Der Flughafen war ueberraschend modern und sauber. Allerdings war es hier deutlich kaelter als in Tanzania. Das hat damit zu tun, dass Addis auf 2300 Metern u.M. liegt und damit die dritthoechste Hauptstadt der Welt ist. Die meistgesprochene Sprache ist Amharic und ist (so vermute ich) mit dem Arabischen verwannt. Die Zeichen kamen mir auf jeden Fall arabisch vor. Viele Leute sprachen kein Wort Englisch, was das Reisen schwierig machte. Aethiopien ist eines der letzten Laender, die immer noch den Julianischen Kalender haben. Das hat zur Folge, dass die Aethiopier erst das Jahr 2000 schreiben. Das Jahr hat 12 Monate a (finde den bloeden Accent nicht) 30 Tage und einen 13. Monat mit 5 oder 6 Tagen. Auch die Uhrzeit wird anders angezeigt. Ein Tag besteht aus 12 Stunden, somit ist die lokale Uhrzeit unserer Uhrzeit immer 6 Stunden voraus. Der Tag beginnt, wenn die Sonne aufgeht - um 6 Uhr - und endet, wenn die Sonne untergeht - um 18.00 Uhr. Bloed, wenn man das nicht rafft und vergebens an der Bushaltestelle wartet – der Bus ist dann wahrscheinlich schon vor 6 Stunden abgefahren. Die Waehrung heisst Birr (ca. 9 Birr = 1 USD). Nach meiner Ankunft dachte ich zuerst 'Seltsam, der Taxifahrer will also tatsaechlich, dass ich in ‘beer’ bezahle!'. Addis Ababa ist eine Metropole ohne klare Struktur und scheinbar ohne Grenzen (260 q/km). Zudem verfuegt sie ueber ein noch nie gesehenes, dichtes Netz an Strassen und Gassen, die auf keiner Karte eingezeichnet werden koennen. Die Strassen sind staubig, laut und chaotisch. Die Luft hat eine wirklich erbaermliche Qualitaet, was aber niemanden ausser mir zu kuemmern schien. Die Orientierung war schwierig und ohne Taxis ging gar nichts. Es gab zwar Minibusse, aber es dauerte eine Weile, bis man den richtigen Bus gefunden hatte (da eben niemand Englisch versteht). Meistens kannten die Locals nicht einmal den englischen Namen ihrer wichtigsten Sehenswuerdigkeiten. Abgesehen von der staendigen Belaestigung durch Bettler, fuehlte ich mich ziemlich wohl in Addis. Die Aethiopier sind friedliche und lebensfrohe Menschen, obwohl das Leben hier alles andere als einfach ist. Mit 500 Birr (rund 55 Dollar) pro Monat muessen sich Menschen hier durchschlagen. Fuer Touristen ist das Leben allerdings ziemlich guenstig – 6 Birr fuer ein Bier, 4 Birr fuer einen Kaffe mit Kuchen, 1,5 Birr fuer Macchiato. Den Faranjes (Auslaendern) knuepft man immer etwas mehr ab. Zum Teil ist der Zuschlag laecherlich hoch, so dass man immer und ueberall verhandeln muss. Gewisse Restaurants fuehrten auf der Speisekarte offiziell zwei verschiedene Preise fuer Essen und Trinken - fuer Locals einen Preis und fuer Faranjes einen deutich hoeheren. Es hatte fast keine Touristen in Addis (auf jeden Fall habe ich keine gesehen), so dass man als Weisser permanent angestarrt wurde. Daran hatte ich mich aber relativ schnell gewoehnt. Daran, dass man staendig irgendwie uebers Ohr gehauen wird dagegen weniger. Wenn ich dann mal zurueck starrte, laechelten die Aethipier nur schuechtern und gingen weiter.

Wenn ich irgendwo lief, ging es meist nicht lange, bis mir ein unfreiwilliger Guide folgte und sich nicht mehr abschuetteln liess. In drei Tagen hatte ich drei verschiedene dieser selbst-ernannten Fremdenfuehrer. Sie waren immer ganz nett und zeigten mir Orte, die ich alleine kaum gefunden haette. Nur einer hat nach Geld gefragt (fuer Haemoroiden-Tabletten), die anderen waren entweder zu scheu oder wollten ihr Englisch ueben. Die Aethiopier sind extrem religioese Menschen. Spontane Gebete (mit Verneigung und zehnfacher Bekreuzigung) auf der Strasse waren keine Seltenheit. In der Oeffentlichkeit darf nicht gekuesst werden und im Hotel werden nicht zwei Gaeste des gleichen Geschlechts in einem Raum geduldet. Ich besuchte sogar einen Gottesdienst. Danach verstand ich etwas besser, warum die Kirchen hier so voll sind. Der Gottesdienst ist ein einziges Fest mit Tanz und fetziger Musik. Alle wippen irgendwie und singen mit. Frauen schienen selbstbewusster als anderswo und gleich berechtigt. Das hat auch Schattenseiten. So habe ich mehr Frauen als Maenner gesehen, die auf Baustellen schwere Steine schleppten. In den unzaehligen Cafes sieht man dafuer praktisch nur Maenner. Ich habe nie junge Aethiopier flirten sehen und die Maenner konnten an den attraktivsten Frauen vorbei laufen (und davon gibts hier genug), ohne mit dem Wimper zu zucken. Ausserdem sorgen die Aethipier gut fuer ihre Bettler, von denen es jede Menge gibt (Kinder, Verkrueppelte, Blinde, Alte). Immer wieder beobachtete ich, wie Einheimische den Bettlern Geld zusteckten. Als ich Addis mitten in der Nacht verliess, sah ich in den Strassen Hunderte von Bettlern. In manchen Strassen schliefen sie im Abstand von 2 Metern auf dem Trottoir, so viele gab es.

Das Sightseeing habe ich nicht uebertrieben – bin ja kein grosser Fan von Museen. Aber ich bin stundenlang durch die Stadt spaziert und habe mich zwischendurch im Park des luxurioesen Ghion Hotesl ausgeruht. Der Loewenpark - sehr beliebt bei aethiopischen Familien - war ein besonders negatives Erlebnis. Der Loewe ist ja so etwas wie das Wappentier von Aethipien. Umso mehr war ich schockiert, dass die Loewen nur zur Belustigung der Besucher dienen. Die stolzen Tiere sind in klaeglichen Betonloechern eingesperrt. Damit sie auch schoen fauchen, wenn die Besucher fuer Fotos vor den Kaefigen posieren, wird mit Steinen nach ihnen geworfen und sie werden mit allen Mitteln provoziert. Ich wollte nur noch weg.

Das Visum fuer Sudan hat mich lange aufgehalten. Am ersten Tag wollte man mich nicht rein lassen, obwohl ich mich an die Oeffnungszeiten gehalten hatte. Ein Touristenvisum kann Wochen dauern, ohne Garantie, dass man es ueberhaupt erhaellt. Reisende werden ohne Grund abgelehnt (manche Nationalitaeten haeufiger als andere). Deshalb entschied ich mich fuer ein Transit-Visa (gueltig 2 Wochen) zum Preis von 61 US Dollars. Dafuer musste ich allerdings zuerst das Visum fuer Aegypten besorgen. Alles nicht so einfach, da die Oeffnungszeiten immer sehr kurz sind, die Botschaften weit auseinander liegen und mit langen Wartezeiten gerechnet werden muss. Nach langem hin und her habe ich es dann am Donnerstag 21. Februar endlich erhalten, so dass ich am Freitag den Minibus Richtung Bahir Dar nehmen konnte. Nach fast einer Woche in husthust... Addis!

Bahir Dar
Ca. 10 Stunden dauerte die Reise durch atemberaubende Landschaften, imposante Gebirge und ueber staubige Wuestenpisten. Alle der 16 Fahrgaeste ausser mir waren Aethiopier und hatten ihren Spass mit mir, als ich an einem extrem trockenen Wuestenkuchen fast erstickt waere. Bahir Dar liegt am Lake Tana und in der Naehe der Blue Nile Waterfalls und der Nilquelle. Ich habe die meiste Zeit mit drei Paerchen - Schweiz, Australien, England - verbracht, die mit ihren Overland Trucks quer durch Afrika reisen. Zusammen habe wir einige der Kloster auf den Inseln des Lake Tana besucht, die Nilquelle und natuerlich auch die Wasserfaelle. Die einst gewaltigen Faelle sind durch Wasserkraftwerke erheblich geschrumpft. Der Weg zu den Faellen war eigentlich das bessere Erlebnis - inmitten von Dorfvolk, umgeben von Ziegen, Kuehen, Eseln und eifrigen Kindern, stapften wir den schmalen Pfad hinauf. Von Bahir Dar ging es weiter Richtung Norden - nach Gondar.

Gondar - Khartoum
Das australischen Paerchen Paul und Jacenda nahmen mich mit ihrem Land Rover mit nach Gondar. Nicht nur deshalb mochte ich sie extrem gut. Wir sollten noch eine Menge Spass zusammen haben. Nach drei Stunden kamen wir in diesem beschaulichen Staedtchen an, das fuer seine stolze Festungsanlage aus dem 16./17. Jahrhundert beruehmt ist. Die Schweizer und Englaender zogen weiter in die Simien Mountains am naechsten Tag. Ich blieb mit den Australiern zurueck, da ihre kaputten Stossdaempfer den Trip nicht mitgemacht haetten. Wir mussten bis Donnerstag 28. Februar warten mit der Weiterreise, weil die Australier ihr Transit Visum (2 Wochen) voll ausschoepfen wollten. Die Faehre nach Aegypten faehrt naemlich nur am Mittwoch. Wir besichtigten die Burgen und Kirchen, meistens chillten wir aber einfach in einem der gemuetlichen Cafes. Und dann besichtigten wir noch die lokale Dashen Brauerei. Die Leute und das Klima waren in Gondar angenehm und die Pizza war ueberdurchschnittlich gut. Ueberhaupt bekommt man in Aethiopien in vielen Restaurants Pizza und Pasta, was der italienischen Kolonialvergangenheit zu verdanken ist. Die Strasse an die Grenze سسسانتاتناىةى.. oops jetzt habe ich versehentlich auf Arabisch gewechselt - ist in erbaermlichem Zustand - waehrend Stunden umgab uns Staub wie ein dichter Nebel. Paul und Jacenda nahmen mich bis ueber die Grenze mit, wo wir eine Nacht im Busch uebernachteten. Am naechsten Tag bewaeltigten wir noch das letzte Stueck nach Khartoum, wo wir nun im Blue Nile Sailing Club campen.

Ich habe ein kleines Zelt direkt mit Blick auf den Nil. Ab und zu wuenscht man sich zwar ein kaltes Bier herbei, aber im Grossen und Ganzen kann ich mich wirklich nicht beklagen. Heute mussten wir uns noch bei der Security Police registriegen, was nochmal gut 40 Dollar gekostet hat. Khartoum ist eine verhaeltnismaessig moderne Stadt mit guten Strassen. Die Leute sind eigentlich ganz freundlich, im Gegensatz zu den Aethiopiern aber eher uninteressiert. Am Montag werde ich den Zug nach Wadi Halfa nehmen - Dauer ca. 35 Stunden. Von Wadi Halfa werde ich am Mittwochabend die Faehre nach Aswan (Aegypten) besteigen. Die Fahrt ueber den Lake Nasser dauert rund 16 Stunden und soll sehr eindruecklich sein. In Aegypten angekommen, werde ich wohl mehr oder weniger direkt nach Kairo weiter reisen. Ein Zwischenstopp in Luxor, waere ev. lohnenswert. Eigentlich wollte ich von Kairo nach Israel einreisen, denn von Haifa gibt es eine Cargo Faehre nach Italien. Aber wahrscheinlich ist der Aufwand zu gross, so dass ich einen Flug nach Hause je laenger je mehr in Erwaegung ziehe.

Meine Freunde, unser Wiedersehen steht unmittelbar bevor. Ich naehere mich der Schweiz in grossen Schritten. Ich freue mich...

Ps. Der Araber neben mir schaut gerade Pornobildlis an. Aha, Mann ist halt Mann!

Liabi Grueass

Muhammad Al