Montag, 2. Juli 2007

Trip to Jo'burg


Johannesburg steht für das neue Südafrika. Dort passieren Veränderungen früher als an irgendeinem anderen Ort in Südafrika – im Guten wie im Schlechten. Leider bekommen die negativen Schlagzeilen die grössere Aufmerksamkeit. So kann man im Lonely Planet zu Johannesburg lesen: The amount of violent crime is pretty scary; to avoid getting paranoid don’t read the statistics in the local newspaper! Und weiter wird gewarnt: You’d be crazy to walk around central Jo’burg at night. Diese grösste Stadt von Südafrika hat ihre Wurzeln im Goldrush, der Ende 19. Jahrhundert einsetzte. Heute ist Joburg eine Stadt der absoluten Gegensätze. Superreiche und die Ärmsten der Armen leben in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Vergleich zu Cape Town sieht man dort deutlich mehr Schwarze mit Geld. Die Leute sind allgemein besser gestylt, fahren grössere, teurere Autos und sind nicht scheu, ihren Reichtum zu zeigen – das gilt speziell (auch) für die Schwarzen. Ich hatte das „Glück“, bei einer schwarzen Familie zu Gast zu sein, die ebenfalls zur privilegierten Gruppe gehört. Der Vater, Arzt für innere Medizin, ist stolzer Besitzer von 7 mehr oder weniger Luxuskarossen. Die Mutter ist Anwältin und erfolgreiche Business-Woman, die in mehreren Verwaltungsräten sitzt und eine eigene Investmentfirma besitzt.


Nicht überraschend lebt die Familie in einem der besten Viertel der Stadt (Hyde Park) in einem palastähnlichen Haus mit riesigem Pool und Dienstpersonal.








Aber man darf nicht vergessen, dass es für die Eltern nicht leicht war. Sie haben ihre Ausbildung während der Apartheid absolviert, was für Schwarze alles andere als leicht war. So durften sie die Bibliothek nur während der Nacht betreten, wenn die Weissen nicht da waren. Später wurden spezielle Unis für die Schwarzen eingerichtet, die aber über ungenügende Ressourcen verfügten. Die Eltern haben sich ihren Erfolg hart erarbeiten müssen. Mich hat man mit offenen Armen und sehr warmherzig aufgenommen. Oft wurde ich eingeladen und man schätzte offensichtlich, mich da zu haben. Die ganze Familie liebt nämlich die Schweiz und hat schon Ferien in Interlaken und Grindelwald verbracht. Manchmal finden wir Europäer es störend, dass gewisse Leute ein luxuriöses Leben führen, während zwei Strassen weiter Leute mit einem Dollar pro Tag überleben müssen. Aber steht es uns zu das zu kritisieren oder jemandem einen Vorwurf zu machen? Ich denke nicht. Für Südafrikaner ist es das tägliche Leben, mit dem man sich abfinden muss. Und wenn diese Probleme irgendwo einen Ursprung haben, dann wahrscheinlich im Kolonialismus der Europäer. Ein Jamaikaner, der seit 10 Jahren in Cape Town lebt, hat gemeint, für ihn sei Europa schockierend – Überfluss an Ressourcen und allen geht es so gut, während der grösste Teil der Menschheit (ausserhalb von Europa) ums Überleben kämpfen muss... das mache ihn krank!

Aber nun zu meinem Trip: Ich bin also in Joburg nach ca. 1.5 Stunden Flug gelandet. Am Nachmittag machte ich mich mit Christian (De, Mathestudent) und Joanna (Schweden/Guatemala, Musikerin) im Mietauto Richtung Kruger Nationalpark auf. Der Weg war weiter als zuerst angenommen und so mussten wir die erste Nacht ausserhalb des Parkes in einem Kaff namens Polokwane verbringen. Der Hauptort der Limpopo Provinz war praktisch ausgestorben... nach 2-stündiger Suche hatten wir endlich ein offenes und fast leeres Restaurant gefunden. Zurück im Guesthouse konnten wir mit Müh und Not einen Koranprediger abwimmeln, der uns zum Islam bekehren wollte und der festen Überzeugung war, dass Lady Di umgebracht worden war, weil sie einen Moslem (Dodi) liebte. Am nächsten Tag erreichten wir endlich den Kruger Park. Mit 20'000 qkm hat diese weltgrösste Ansammlung von Tierarten in etwa die Grösse von Portugal oder Belgien (ich habe auch den Vergleich mit Rheinland-Pfalz, Wales oder Israel gehört). Die meisten Strassen sind geteert, so dass sich die täglich rund 5000 Touristen bequem fortbewegen können. Die Camps sind hervorragend ausgebaut, mit allem was der westlichen „Abenteurer“ zum Leben braucht. Wir haben zwei Mal im Zelt geschlafen und ein Mal mussten wir eine Cottage nehmen, weil alles ausgebucht war. Trotz der Touristenmassen wirkt der Park nie übervölkert. Meistens kurvt man ziemlich alleine durch den Busch auf der Suche nach irgendwelchen Viechern. Es sei denn, ein paar Löwen sind gerade dabei am Strassenrand ein Zebra zu verspeisen. Dann kann die Safari schnell in ein Verkehrschaos ausarten... Obwohl ich mein Lieblingstier – den Leoparden – nicht gesehen habe, konnte wir uns nicht beklagen. Büffelherden, Zebraherden, Gnus, tausende Impalas, Kudus, Löwen (die mit dem Zebra..), Warthogs (Warzenschweine), Baboons (Paviane), Affen, Nilpferde und viele andere Viecher.

Achtung: Die Tiere haben immer Vortritt! Aber wie hat Helmi uns gepredigt: Augen auf! Ohren auf! Das scheint auch für diese Giraffen zu gelten.











Manchmal haben diese Viecher so cool geposed...





Haben Löwen mal ein Tier erbeutet, liegen sich danach bis zu zwei Tagen herum und können sich kaum mehr bewegen.





Nach drei Nächten im Park machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs stoppten wir noch beim God’s Window. Das ist ein atemberaubender Aussichtspunkt.... wenns gerade keinen Neben hat. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann noch God’s WC benutzt ;). Weiter gings über den Robber’s Pass nach Pilgrims Rest. Diese Goldgräberstadt ist heute eine Art Freilichtmuseum mit historischen Gebäuden aus der Zeit des Goldrush. Die Topsehenswürdigkeit ist das Royal Hotel mit seiner kuriosen Bar. Sie ist eigentlich eine Kirche, die vorher in Maputo stand, abgebaut und hier wieder aufgebaut wurde. Den Goldgräbern wars aber mehr nach Bier als nach Beten. Und so wurde bald eine Bar daraus, wo man sich nach einem harten Tag in den Goldminen zum ‚religious drinking’ traf.

Zurück in Joburg wurden wir von der südafrikanischen Familie sehr gastfreundlich mit einem afrikansichen Festmahl empfangen. Wir wohnten in deren Haus (ich glaub, es war der Westflügel) und wurden praktisch immer eingeladen. Übers Wochenende gingen wir nach Sun City. Das ist ein riesen Vergnügungskomplex ca. 2.5 Stunden nördlich von Joburg inmitten der Wüste. Man nennt diese Fantasiestadt nicht umsonst das Las Vegas South Africa’s.

Das Palace of the Lost City ist ein surreales Hotel der obersten Luxusklasse im indisch-afrikanischen Stil, wo auch schon Michael Jackson abgestiegen ist. Daneben gibt es Casinos, Golfplatz (mit echten Krokodilen in den Teichs), Kinos, Diskos, Restaurants, Bars, Waterworld (ein 750 m langer künstlicher See zum Windsurfen und Wasserskifahren), ein künstlicher Sandstrand mit ziemlich imposanten Wellen und so weiter... Danach verbrachte ich noch drei Tage in Joburg und fand heraus, dass Joburger ihre Freizeit am liebsten in Shoppingmalls verbringen (..what else?). In der Nacht vor meinem Abflug schneite es zum ersten Mal seit 26 Jahren in Joburg! Entsprechend war das Chaos... mein Flug hatte fünf Stunden Verspätung... arghh!!!







Meine südafrikanischen Freunde.

Von Links: Mokgatle, Otlotleng, Seleko, Christian (De), io.




Nun bin ich also wieder in Cape Town (das sich ein bisschen wie Zuhause anfühlt) und geniesse die spektakuläre Natur aufs Neue. Leider muss ich mich jetzt für länger in der Bibliothek einquartieren... die Masterarbeit will geschrieben werden.

Geniesst den Sommer für mich mit und schreibt mir mal.... ich freue mich über jede Mail.

Take care and take it easy.

al

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hey Al, schön mal wieder einen "Reisebericht" zu lesen. Klingt ja sehr nett, vorallem recht gediegen gewohnt habt ihr da ja...

Stell doch mal ein paar mehr Bilder ein in die Fotoalben... z.B. auch von Deinem Alltag.

Liebe Grüsse aus der Schweiz

Mathias