Montag, 23. April 2007

Krasse Gegensätze

Während man sich im Stadtinneren wie in Europa vorkommt - praktisch nur Weisse, hoher Lebensstandard etc. - befinden sich vor den Toren der Stadt gigantische Townships, wo ca. 1.5 Millionen Menschen in krasser Armut leben (genannt die Cape Flads; vormals Distric 6). Die Lebensverhältnisse dort sind so erbärmlich, dass sie mit den ärmsten Länder in Afrikas verglichen werden können. Aber Südafrika ist nicht ein Entwicklungsland im herkömmlichen Sinne und gehört zu den 20 grössten Wirtschaften der Welt. Doch diese Zahl täuscht. Das Land hat nach offiziellen Angaben zwar rund 40 Mio. Einwohner (die Dunkelziffer ist wohl um einige Mio. grösser, da vor allem aus Simbabwe, aber auch aus anderen afrikanischen Ländern täglich neue illegale Einwanderer nach SA kommen), wovon aber nur 2 Millionen Steuern bezahlen.

Rund jeder Vierte in Südafrika hat Aids, wobei zu 99,9 Prozent die schwarze Bevölkerung betroffen ist. Wie schon einmal erwähnt, sind rund 80% der Bevölkerung schwarz, 10% weiss und weitere 10% coloured (Mischformen). Aids ist verständlicherweise ein riesiges Problem. In den Townships sind ganze Familien infiziert und das Bewusstsein für diese Krankheit ist häufig unterentwickelt. So hat der amtierende Präsident Thabo Mbeki noch vor 10 Jahren an einer offiziellen Veranstaltung gesagt, Aids sei ein Mythos! Und als vor wenigen Monaten der Vize-Präsident der ANC Jacob Zuma - einer der mächtigsten Politiker im Lande mit den besten Chancen auf den Posten des Präsidenten – wegen angeblicher Vergewaltigung angeklagt war, sagte er vor Gericht aus, trotz ungeschütztem Sex habe keine Aidsgefahr bestanden, da er nach dem Sex heiss geduscht habe!!!

Ja, die Situation hier kann manchmal ziemlich deprimieren. Die meisten Weissen scheinen die Probleme weitgehenst zu ignorieren (so weit ich das beurteilen kann). Insofern hat sich nicht viel geändert seit der Apartheit Ära. Schwarze arbeiten in modernen Shops, wo sie den ueberwiegend weissen Kunden Armani, Lacoste, Nike usw. verkaufen. Schwarze bedienen die Kundschaft in noblen Restaurants, sie putzen die luxuriösen Häuser der Weissen und kümmern sich um ihre Kinder. Und am Abend gehen alle nach Hause in ihre primitiv eingerichteten Blechhütten in den Townships..... Das ist der traurige Alltag hinter der glaenzenden Fassade, die die meisten Touristen sehen.

(Achtung: Alle Angaben ohne Gewaehr. Die Infos stammen von Gesprächen mit verschiedenen Leuten und eigenen Beobachtungen; sie wurden nicht weiter überprüft.)

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Lieber Alain,
Tausend Dank für die Infos. Und komme ja nicht auf die Idee, deinen Bericht zu verifizieren - ein Schweizer im Koffer reicht!
Liaba Gruass,
Carlo